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Krebsforscher erhält Gottfried Wilhelm Leibniz Preis 2013

6. Dezember 2012. Der Frankfurter Professor für Biochemie Ivan Dikic erhält den mit 2,5 Millionen Euro dotierten Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2013. Das gab der Hauptausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) am 6. Dezember 2012 in Bonn bekannt. 

Ivan Dikic machte sich früh einen Namen auf dem Gebiet der Signaltransduktion, der Übertragung von Signalen in der Zelle. Er leistete fundamentale Beiträge zur Aufklärung der Funktion von Rezeptoren, die an der Zelloberfläche verschiedenste Moleküle erkennen.

Mit seinen Pionierarbeiten auf dem Gebiet der Ubiquitinierung hat Ivan Dikic gezeigt, wie der Ubiquitin-Code in Zellen entschlüsselt wird. Von ihm stammt die Idee, dass gebundenes Ubiquitin von spezialisierten Domänen im Protein erkannt werden muss, damit seine Botschaft dekodiert und ein entsprechender Auftrag von der Zelle erfüllt werden kann. Indem Dikic seine Hypothese konsequent verfolgte, konnte er rasch Ubiquitin-bindende Domänen in mehr als 200 Proteinen identifizieren und deren Bedeutung sowohl in normalen physiologischen Prozessen als auch bei der Entstehung zahlreicher Erkrankungen nachweisen. Dazu gehören Krebs, neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson, bakterielle Infektionen und Entzündungen.

Dikic identifizierte auch mehrere Enzyme, die in Signalketten zur Regulation des Zellwachstums wichtig sind. Weiterhin klärte er einen Mechanismus der DNA-Reparatur auf, der bei Erkrankungen wie der Erbkrankheit Xeroderma pigmentosum eine zentrale Rolle spielt.

Im Rahmen einer internationalen Kooperation gelang es Dikic in 2008, einen seit langem gesuchten Rezeptor auf dem Proteasom, dem molekularen Schredder der Zelle, zu finden. Ist dieser defekt, können neurodegenerative Erkrankungen auftreten. Diese und Dikic’s frühere Arbeiten auf diesem Gebiet eröffnen neue Perspektiven für die Identifizierung innovativer Zielstrukturen bei der Medikamentenentwicklung.

Dikics Labor gehört auch zu den Vorreitern bei der Erforschung linearer Ubiquitin-Ketten, die in Fachkreisen als große Überraschung aufgenommen wurde. Er lieferte strukturelle, biochemische und genetische Beweise für die physiologische Wirkung der linearen Ubiquitinierung und erklärte, warum Mutationen auf diesem Signalweg chronische Dermatitis, Immundefekte und die Entzündung von Organen verursachen können. In seinem Labor wurden Rezeptoren identifiziert, die „verklumpte“ Proteine erkennen und für die zelluläre Vernichtungsmaschinerie markieren. Dies geschieht durch Autophagie, 

einen Selbstverdauungsmechanismus der Zelle. Diese Arbeiten erstrecken sich auch auf pathogene Bakterien. In einer bahnbrechenden Arbeit entdeckte seine Gruppe einen Abwehrmechanismus gegen Salmonella enterica, eine der häufigsten Ursachen für Magen-Darm-Erkrankungen beim Menschen.


Ivan Dikic studierte Medizin und promovierte 1991 an der Universität Zagreb in Kroatien. Im Labor von Prof. Joseph Schlessinger an der New York University schloss er 1995 seine zweite, naturwissenschaftliche Promotion ab. Anschließend war er als Assoziiertes Mitglied und Nachwuchsgruppenleiter am Ludwig Institute for Cancer Research in Uppsala/Schweden tätig. Seit 2002 ist er Professor für Biochemie am Institut für Biochemie II der Goethe-Universität. Als Leiter der Arbeitsgruppe „Molecular Signaling“ hat sich Prof. Dikic aktiv an der Etablierung neuer Forschungsschwerpunkte an der Universität beteiligt. 2009 übernahm er zusätzlich die Leitung des aus CEF hervorgegangenem Buchmann Institute for Molecular Life Sciences. Ivan Dikic wird als dritter Wissenschaftler des Exzellenzclusters mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet.

 

Informationen:

Ivan Dikic
Institut für Biochemie II
Fachbereich Medizin
Tel.: (069) 6301-5652
e-mail: ivan.dikic@biochem2.de oder lipke@em.uni-frankfurt.de

 

DFG Pressemitteilung
Pressemitteilung Goethe Universität
Lebenslauf Dikic
BMLS Homepage
IBC2 Homepage

 

 

Verleihung des Gottfried Wilhelm Leibniz-Preises 19 March 2013: (v.l. vorn) Frank Glorius, Achim Rosch, Onur Güntürkün, Thomas Bauer, Bundesministerin Johanna Wanka, DFG-Präsident Peter Strohschneider, Ministerin Sabine Kunst (Brandenburg), Lutz Raphael, (v.l. hinten) Roderich Moessner, Ivan Dikic, Peter Hegemann, Marion Merklein, Erika von Mutius, Vasilis Ntziachristos (© DFG / David Ausserhofer)